Mit Bandoneon sind hier die beiden Hauptsysteme mit 142 bzw 144 Tönen gemeint. Ausführliche Darstellungen ihrer Entwicklung finden v.a. bei Dunkel und Krüger.

Da das Bandoneon mehrheitlich wechseltönig ist werden pro Knopf 2 Töne gezählt, sodass man auf 71 bzw. 72 Knöpfe kommt.

Die Geschichte des Bandoneons beginnt um ca. 1829 in Wien und 1834 in Chemnitz (Uhlig) und Carlsfeld (Zimmermann).1) 1856 erscheint zum ersten mal bei der Firma Heinrich Band in Krefeld der Name 'Bandonion', und um 1860 haben sich Bandonions mit bis zu 130 Tönen etabliert (andere Firmen haben schon bis 160-töinge geliefert). Erste Banonions tauchen um 1880 in Bueano Aires auf, und 1914 erscheinen zum ersten Mal 142-tönige Instrumente in Oktavstimmung und in rheinischer Tonlage (von Alfred Arnold) in Buenos Aires unter dem Namen Bandoneon, bei denen allerdings jeweils sofort einige Töne umgestimmt wurden. Dieser Typ wurde zur Standardausführung in Südamerika und ist heute der Quasi-Standard weltweit. Die Instrumente wurden in der Stimmung a'=435 Hz (Normal-A) geliefert, wurden aber vermutlich schon weit vor 1939 auf a'=440 bzw. 442 Hz hinaufgestimmt.

Auf dieser Basis wurden schon damals Bandoneons unterschiedlicher Tonzahl (meist mit) geliefert; Minotto z.B. liess sich ein 256-töniges herstellen.

Um 1924 entstand das 144-tönige Einheitsbandoneon, das ein aufgeräumteres Tastaturlayout aufweist. Es konnte sich aber ausserhalb Deutschlands nicht (mehr) durchsetzen. Die Oktavstimmung findet sich hier eher selten, dafür sind andere Dispositionen mit interessanten Klangfarben verfügbar.

Das heutige Repertoire kann im Wesentlchen mit beiden Typen gespielt werden. Es kann vorkommen, dass Tango-Stücke, die speziell für das 142-tönige Instrument entwickelt wurden, auf diesem etwas günstiger liegen und dass einzelne Töne auf dem 144er System fehlen. Umgekehrt wurden für die Töne, die nur auf dem 144er Typ vorhanden sind, 152-tönige Instrumente verwendet (Quejas de Bandoneon).

 

Probleme der Spielbarkeit

Anzahl der Töne

Auf dem Klavier wiederholt sich die Anordnung der Töne und damit auch der Fingersatz in jeder Oktave, und bei der Transposition in eine andere Tonart bleibt die Reihenfolge der Finger im Prinzip dieselbe, davon abgesehen, dass wegen der unterschiedlichen Abfolge der weissen und schwarzen Tasten manchmal Anpassungen vorgenommen werden. Es müssen also bloss 12 Tasten gelernt werden.

Auf dem Bandoneon gibt es dieses vieles vereinfachende Prinzip nicht: Jeder Tonabschnitt will anders gespielt werden, auch wenn der Musikabschnitt im Prinzip identisch sein sollte. Es müssen deshalb 71/72 mit 142/144 Tönen gelernt werden was zu einem prinzipiell anderen Vorgehen beim Erarbeiten führt.

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Verhältnis Knopflage und Hand
  • Ausrichtung
    • Das Tastaturschema ist horizontal und vertikal organisiert (kartesische Koordinaten).
      • die (horizontalen) Reihen sind etwas gekrümmt
      • die (vertikalen) Spalten verlaufen schräg; nach links steiler als nach rechts
    • Die Hand dreht sich um die Handschlaufe in der Daumenbeuge (polare Koordinaten).
    • Es gibt daher keine geometrisch einfachen Bewegungsrichtungen von einem Knopf zum anderen, sondern sie sind alle zusammengesetzt.
    • Die Wege können mit Rezepten beschrieben und nachvollzogen werden (relative Bewegungen)
  • Die Seitenteile (Stirnseiten) mit denTastaturen wechseln andauernd ihre Positionen im Raum bezüglich dem Körper.
  • Die Hände beteiligen sich manchmal an der Balgführung
  • Die Finger wechseln ihre Lage und Distanzen zu den Knöpfen
  • Es überlagern sich relative mit absoluten Bewegnungen

 

 

1) Der Vorläufer des Schwyzerörgelis, das Langnauerli, tauchte  schon 1834 (!) im Emmental (Schweiz) auf.